Karate und seine Entstehung
Seinen Ursprung findet Karate auf Okinawa, wo es sich unter chinesischem Einfluss vor vielen Jahrhunderten entwickelt hat. Durch Handel und Kulturaustausch brachte die chinesische Oberschicht ihre Kung-Fu Kampfkünste nach Japan. Dort galt jedoch unter Okinawas König Shoshin das Verbot Waffen zu tragen.
So lässt sich auch der Bedeutungswandel des Wortes Karate erklären. "Kara" oder "To" war damals der Name Chinas und "Te" bedeutet "Hand". Karate war also die Hand oder besser gesagt "Kampfkunst aus China".
Gichin Funakoshi (1868 - 1957)
Funakoshi übersetzte erstmals das japanische Wort "Kara" mit dem Homonym der Bedeutung "leer". Die Wahl des Wortes "leer" weist auf einen grundlegenden Aspekt des Karate hin, den Kampf ohne Waffen.
Funakoshi entwickelte aus dem Karate seine eigene Stilrichtung heraus, den Shotokan-Stil. Hierbei bedeutet "shoto" - "Rauschen der Kiefern" und "kan" - "Haus des". Dieser Name kam zustande, weil Funakoshi gerne in den Wäldern Okinawas spazieren ging. Der Shotokan-Stil erfreut sich bis heute einer weltweiten Beliebtheit.
Es gibt jedoch noch unzählige weitere Stilrichtungen, die von verschiedenen Persönlichkeiten geprägt wurden und sich unter anderem durch ihre unterschiedlichen Ziele etwas voneinander abgrenzen.
Für Gichin Funakoshi gab es aber immer nur ein Karate, er unterteilte es nicht in verschiedene Stile, ebenso verachtete er es Karate für Wettkämpfe zu betreiben. Während bei anderen Richtungen, wie zum Beispiel dem Gojo Ryu Stil großen Wert auf die richtige Atemtechnik zur Entwicklung von Stabilität und Kraft gelegt wird, spielt im Shotokan-Stil die Geistes-und Körperkontrolle die entscheidende Rolle.
Hierzu wurden von Meister Gichin Funakoshi "20 Regeln" verfasst, um die spirituelle und mentale Entwicklung seiner Schüler zu fördern. Zudem lassen sie sich nicht nur auf das Ausüben der Techniken, sondern auch auf das gesamte Leben anwenden.
"Wer sich auf dem Weg des Karate übt, darf sich nicht allein auf die technische Seite konzentrieren, sondern muss auch die spirituellen Aspekte pflegen, denn wahres Karate trainiert Körper und Geist."
(Genwa Nakasona)
Die 20 Regeln von Gichin Funakoshi:
1. Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.
2. Im Karate gibt es keinen Angriff.
3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.
5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn.
7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.
8. Denke nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet.
9. Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen.
10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen.
11. Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst.
12. Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.
13. Wandle dich abhänig vom Gegner.
14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab.
15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuss las Schwert vor.
16. Wenn man das Tor zur Jugend verlässt, hat man viele Gegner.
17. Die Haltung des Anfängers muss frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein
natürliches Verständnis gewinnt.
18. Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil.
19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in
Verbindung mit der richtigen Atmung.
20. Denke immer nach, und versuche dich ständig an Neuem.
Charakteristisch für den Shotokan-Stil ist ein tiefer und breiter Stand, durch diesen man nicht nur stabiler steht, sondern es einem auch ermöglicht kraftvolle und energiegeladene Techniken auszuführen. Ein weiteres Merkmal ist, dass jede Bewegung als Angriff- oder Blocktechnik eingesetzt werden kann.
Der Tiger im Kreis ist im Laufe der letzten 70 Jahre zum Symbol des Shotokan-Stils geworden. Er wurde vom japanischen Künstler Hoan Kosugi gezeichnet. Kosugi war ein Schüler und enger Vertrauter Funakoshis. Weil es damals noch keine schrifltichen Lehrbücher über Karate gab, versuchte er Funakoshi dazu zu überreden, eines zu schreiben. Im Gegenzuug würde er die Illustrationen übernehmen. Die Schriften eines Meisters wurden im Japanischen als "Tora no Maki" (wörtlich: "Tiger-Rolle", sinngemäß "Meisterwerk") bezeichnet. Geht man aber weiter und betrachtet die beiden Bildteile, den Kreis und den Tiger getrennt, so steht der Tiger für Mut, Stärke, Kampfeslust, Überlegenheit und Entschlossenheit. Der Kreis steht für die Vernunft und Kontrolle des Geistes.
Zusammen ergeben sie das Ziel von Karate:
Zwar kraftvoll, entschlossen und mit vollem Körpereinsatz kämpfen, dabei jedoch immer achtsam und kontrolliert bleiben um nicht irgendwelche verhängnisvollen Fehler zu begehen.
Um Karate ausüben zu können, braucht man kein bestimmtes Alter. Man muss auch nicht religiös sein oder werden, weil Karate Do vor allem der Weg der spirituellen Reifung ist. Jeder kann Karate praktizieren.
"Karate ist ein Weg der spirituellen Reifung, eine körperliche Kur, die keiner großen Ausdauer bedarf, ein Gesundheitstraining und eine Selbstverteidigung."
(Gichin Funakoshi)
Quellen:
Der Text wurde frei verfasst, als Grundlagen dienten folgende Werke:
27 Shotokan Katas
Albrecht Pflüger
Do Kan Verlag
Karate-Do
Gichin Funakoshi
Piper Verlag
Die Kunst des Kampfes
Chris Crudelli
Dorling Kindersley Verlag